6. April 2012

Kaffeeböhnchenzeiten

Dieser Post ist für eine Freundin von mir, von der ich dachte, dass ich sie verloren habe - dabei war sie immer nur einige Zimmer weiter von mir entfernt und hoffte vielleicht genauso auf ein Zeichen von mir, wie ich auf ein Zeichen von ihr hoffte.

Liebe Anita,
nie hätte ich gedacht, dass ich diese Zeilen einmal schreiben werde, aber ich bin sehr froh, dass ich es tue. Nach so langer Zeit.
Ich weiß nicht genau, wie es passiert ist. Wie sich zwei Menschen ohne offensichtlichen Grund verlieren können, obwohl sie sich nah waren.
Du und ich.
Vielleicht lag es daran, dass ich mich verändert habe. Dass mir nicht mehr klar war, wo oben und unten ist, wo ich hingehöre, was ich will.
Erst waren wir zu zweit, dann zu viert. Du sagtest, du fühlst dich wie das fünfte Rad am Wagen, erinnerst du dich? Ich empfand es nicht so. Für mich warst du nicht überflüssig. Du gehörtest dazu, aber ich spürte, dass du nicht glücklich warst. Die Situation hatte sich verändert.
Ich kann nicht sagen, was dann passierte, denn es war ein schleichender Prozess, den ich rückblickend nicht mehr nachvollziehen kann.
Wir unternahmen nichts mehr zusammen.
Redeten tagelang kein einziges Wort miteinander.
Sahen uns nur noch verstohlen an.
Ich hatte mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Dann kam die Essstörung. Ich hatte keine Kraft mehr, auf jemanden zuzugehen.
Auf dich zuzugehen.
Fühlte mich abgeschnitten von allen und allem. Hörte, dass man über mich redete und zog mich zurück.
Oft habe ich überlegt, ob ich mit dir reden sollte.
Über uns.
Du hattest geäußert, dass du dich abgeschoben fühlst. Ich habe dich nie bewusst abgeschoben. Es tut mir leid, wenn ich dir irgendwie das Gefühl gegeben habe.
Als es dir schlecht ging wegen J. und du geweint hast, da hatte ich so sehr das Bedürfnis für dich da zu sein. Ich war zu feige, zu dir zu gehen.
Dachte, du brauchst mich nicht mehr. Hatte Angst, dass du mich fortschickst.
Ich bin so glücklich, dass du auf mich zugegangen bist und gleichzeitig so traurig über unsere verlorene Zeit. Wahrscheinlich fehlte nur eine Aussprache, ein Symbol der Freundschaft, irgendetwas, um diese Distanz aus dem Weg zu räumen.
Ich hoffe, wir können an das was war anknüpfen und gleichzeitig neu anfangen.
Unsere Umarmung beim Abschied hat mich wieder diese Vertrautheit spüren lassen, hat mich erinnert, wie wohl ich mich bei dir gefühlt habe, was du mir bedeutest. Und irgendwie meinte ich zu spüren, das wir beide das selbe dabei fühlten.
Du bist mir nach wie vor wichtig und warst es immer. Daran hat sich nie etwas geändert.
So wahr mir Kaffeeböhnchen schmecken.


Liebe Leserlein,
es ist ein wunderschönes Gefühl, einen Menschen "wiederzufinden".
Habt ihr auch eine Person in eurem Umfeld, zu der ihr keinen Kontakt mehr habt und die euch fehlt?
Wagt es und geht auf sie zu.

3 Kommentare:

Nittchen hat gesagt…

"Als es dir schlecht ging wegen J. und du geweint hast, da hatte ich so sehr das Bedürfnis für dich da zu sein. Ich war zu feige, zu dir zu gehen. " -> dieser Satz hat mich sehr berührt, mich zu Tränen gerührt. Dein Eintrag ist wunderschön. Ich bin so froh, dass wir doch noch irgendwie verbunden sind, dass es nie ein endgültiges Aus war. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr mich dieser Eintrag glücklich macht und wie sehr ich mich darauf freue, dass es immer noch gut werden kann. <3 danke für alles !!

Anonym hat gesagt…

Everything will be okay in the end. If it's not okay, it's not the end.

Kleine Nervensäge hat gesagt…

Ein wundervoller Brief *-*

Vielen Dank für deinen Lieben Komi...

Dir auch alles gute<3